Wo die einen schon immer zu wissen meinen, was in der Bibel steht, bleibt sie anderen ein Buch mit sieben Siegeln. Die theologische Wissenschaft bemüht sich, diese Texte in fremden Sprachen und aus fremden Welten und Kulturen für die Menschen von heute verständlich werden zu lassen. So entstanden und entstehen weiter Übersetzungen und Paraphrasen der Bibel, die so vielfältig sind wie die Zeiten und Orte, an denen sie rezipiert wurden. In der Ausstellung sind drei unterschiedliche Bibeln zu sehen: der griechische Text des Neuen Testaments (Nestle-Aland, Novum Testamentum Graece), die Frucht der Zürcher Reformation, die so genannte Zürcher Bibel und die Volxbibel in Jugendsprache.
Diskutieren Sie die verschiedenen Wiedergaben und Deutungen der Bergpredigt (Matthäus 5,3). Welche spricht Sie an?
Μακάριοι οἱ πτωχοὶ τῷ πνεύματι, ὅτι αὐτῶν ἐστιν ἡ βασιλεία τῶν οὐρανῶν. (Griechischer Text)
Selig die Armen im Geist; ihnen gehört das Himmelreich. (Zürcher Bibel)
Glücklich zu preisen sind die, die arm sind vor Gott, denn ihnen gehört das Himmelreich. (Neue Genfer)
Wohl denen, die arm sind vor Gott und es wissen. Ihnen gehört das Reich der Himmel. (Walter Jens)
Selig sind, die arm sind vor Gott und für seinen Geist bereit. Ihrer ist das Reich Gottes. (Jörg Zink)
Richtig glücklich sind die Leute, die kapiert haben, dass sie Gott mit nichts beeindrucken können. Sie werden mit Gott in dem Land leben, wo er das Sagen hat. (Die Volxbibel)
Selig sind die Dummen, denn sie merken es nicht. (Volksmund)
Bescheidenheit ist eine Zier, (doch weiter kommt man ohne ihr). (Volksweisheit)
Prof. Dr. Jörg Frey ist Professor für Neutestamentliche Wissenschaft mit Schwerpunkt Antikes Judentum und Hermeneutik an der Theologischen Fakultät der Universität Zürich. Mehr
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