Die Frage nach der Bedeutung des Mediums begleitet die Fotografie seit ihrer Erfindung im 19. Jahrhundert. Fotografien sind künstlerische und historische Quellen. Sie dokumentieren und inszenieren, belegen und verschleiern.
Als Foto- und Kunsthistorikerin stelle ich in meiner Forschung Fragen nach der Bedeutung von Fotografien, die als Objekte und Bilder um 1900 zirkulierten: Fotografische Bilder reisten als Souvenirs im Gepäck europäischer Tourist*innen von Singapur nach Marseille, wurden gesammelt, aufgehängt und in Alben geklebt. Fotografische Bilder reisten auch medial als Reproduktionen auf Postkarten oder in illustrierten Zeitschriften. Was erzählen sie über ihren Entstehungskontext? Welche Erwartungen an das Bild fremder Kolonien erfüllen sie? Wo sind diese Bilder heute und welche Wirkungsmacht haben die Archive, in denen sie aufbewahrt werden?
In diesem Seminar versuchen wir, die komplexe Bedeutung von Fotografien aus der Zeit um 1900 nachzuvollziehen, deren Stellenwert als historische, ethnografische oder künstlerische Quellen bis heute verhandelbar ist. Mit Blick auf die Geschichte des Mediums fragen wir schliesslich nach der Rolle von Fotografien als Denkbilder bzw. als Formen des Denkens in Bildern.
Dr. Sophie Junge koordiniert das Forschungsprojekt Camera Work am Kunsthistorischen Institut der Universität Zürich. Mehr
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