Formate sind Maßgaben zur Organisation medialer Informationen und Inhalte. Sie dienen der Standardisierung dieser Maßgaben und regulieren damit den Gebrauch von Medien unter bestimmten technischen sowie ökonomischen und rechtlichen Voraussetzungen. Formate sind damit auch Technologien der Macht, die auf Vorstellungen und Erwartungen wirken und diese unter anderem im Interesse des Marktes kalkulierbar machen. Zugleich aber sind Formate ein Schauplatz der Aushandlung, Überprüfung oder Verwerfung jener Erfahrungs- und Wissensbestände, die sie in standardisierter Form verfügbar machen. Wie die Geschichte der Formate zeigt, können einstige Standards marginalisiert werden oder marginale Formate zum Standard erhoben werden, sie können zwischen den Bereichen normativer und alternativer Praktiken zirkulieren und durch Gesten der Aneignung und Übersetzung in verschiedene Kontexte transferiert werden.
Welche Bedeutung kommt dem Format in der zeitgenössischen Film- und Videokunst zu? Was unterscheidet es von der Form hinsichtlich der ästhetischen Gestaltung? Ist das Format eine Kategorie künstlerischen Handelns und Denkens?
Sascha Reichstein ist Künstlerin und Filmemacherin sowie Lehrbeauftragte für künstlerische Fotografie an der Akademie der bildenden Künste, Wien. Ihre filmischen und installativen Arbeiten, darunter Daily Production (2008) oder The Production of Tradition (2009), richten den Blick auf Textilien, in deren Mustern und Formensprache sich die globalen Beziehungen ihrer Herstellung und ihres Handels in Geschichte und Gegenwart vielfach niederschlagen. Fragen der industriellen Standardisierung spielen dabei eine zentrale Rolle und werden in den Formaten ihrer medialen Archivierung und Ausstellung reflektiert. Mit ihrem Film Patterns of the Conquerors (2017) war sie in diesem Jahr im Internationalen Wettbewerb auf den Kurzfilmtagen Oberhausen vertreten.
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