Die chinesische Schreibmaschine ist eine Entwicklung des 20. Jahrhunderts. Davor wurde entweder von Hand geschrieben oder man verwendete für grössere Auflagen xylographische Druckplatten. Die chinesische Sprache verschriftet keine einzelnen Laute, sondern ganze Wörter, weshalb die Anzahl der Schriftzeichen ungleich höher ist als etwa in europäischen Sprachen. Die sagenhaften 50‘000 Schriftzeichen des Chinesischen sind tatsächlich nicht von Bedeutung, im Alltag werden zwischen 3500 und 6000 Schriftzeichen benutzt. Doch auch mehrere Tausend Schriftzeichen machen die Konstruktion und Bedienung einer chinesischen Schreibmaschine extrem komplex. Im Gegensatz zu einer Schreibmaschine für eine alphabetische Schrift, die eine überschaubare Anzahl von Typen einsetzt und die sogar Gross- und Kleinschreibung umsetzen kann, ist in der chinesischen Schreibmaschine ein Setzkasten der Speicher für Schriftzeichen, und die Schreibmaschine hebt diese losen Typen aus dem Raster, schlägt sie durchs Farbband auf die Walze und versorgt die Type wieder.
Die chinesische Schreibmaschine wurde von professionellen Schreiber*innen bedient, die ihre Setzkästen selbst einrichteten und die dadurch eine wesentlich höhere Geschwindigkeit erzielten als Laien. Eine Anschlagzahl von 250 Anschlägen pro Minute ist dennoch nicht zu erreichen, aber da die chinesische Schrift kompakter ist als westliche Alphabete, hebt sich dies wieder auf. Um „daziji“ 打字机 zu schreiben – das chinesische Wort für Schreibmaschine – braucht es sechs Buchstaben oder drei Zeichen.
Das hier gezeigte Modell „feige“ 飞鸽 („fliegende Taube“) wurde in der DDR entwickelt und gebaut und in China bis 1992 verkauft. Es bietet zwei Setzkästen mit jeweils 2450 Typen sowie Zusatztypen.
Marc Winter wird im Rahmen des Science Parcours am 28. Oktober 2018 anwesend sein und die Funktionsweise und Geschichte der chinesischen Schreibmaschine erklären. Kommen Sie vorbei!
PD Dr. Marc Winter ist Sinologe und leitet die Bibliothek des Asien Orient Instituts der Universität Zürich. Mehr
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